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KI und Steuerrecht

Künstliche Intelligenz (KI) kann im Steuerrecht bereits heute eingesetzt werden und wird zukünftig eine immer größere Rolle spielen. Hier sind die aktuellen Einsatzmöglichkeiten sowie potenzielle Entwicklungen in diesem Bereich im Detail.

Die Integration von KI in das Steuerrecht bietet erhebliche Potenziale, um Steuerpflichtigen, Beratern und Behörden Effizienzgewinne zu ermöglichen. KI kann die Steuererklärung automatisieren, die Steuerprüfung präzisieren und die Rechtsauslegung vereinfachen. Zukünftig könnten KI-Systeme sogar das gesamte Steuersystem transformieren, indem sie automatisierte und transparente Steuerregelungen schaffen. Allerdings müssen dabei rechtliche, ethische und technologische Herausforderungen berücksichtigt werden, um die Vorteile von KI voll ausschöpfen zu können.


1. Einsatzmöglichkeiten von KI im Steuerrecht heute

a) Steuerberatung und Compliance

  • Automatisierte Steuererklärungen: KI kann Daten aus verschiedenen Quellen (z. B. Rechnungen, Banktransaktionen) analysieren und automatisiert Steuererklärungen erstellen.
  • Fehleranalyse und Plausibilitätsprüfung: KI-Algorithmen können Steuerunterlagen auf Fehler oder Unregelmäßigkeiten prüfen, bevor sie eingereicht werden.
  • Optimierung von Steuergestaltungen: Durch die Analyse steuerlicher Daten und aktueller Steuergesetze schlägt KI Optimierungen vor, z. B. zur Nutzung steuerlicher Freibeträge oder Abzugsfähigkeiten.

b) Steuerprüfung und Audit

  • Risikobewertung: KI kann Steuerprüfer unterstützen, indem sie auf Basis von Mustererkennungen potenzielle Risikofälle identifiziert.
  • Analyse großer Datenmengen: KI kann effizient große Datenmengen (z. B. Transaktionen oder Betriebsprüfungsdaten) analysieren und auffällige Muster erkennen.

c) Rechtliche Analyse und Entscheidungsunterstützung

  • Gesetzesinterpretation: KI-Tools können Steuerexperten bei der Interpretation komplexer Steuergesetze und Gerichtsurteile unterstützen, indem sie relevante Textstellen aus Gesetzestexten und Kommentaren herausfiltern.
  • Automatisierte Urteilsanalysen: KI kann vergangene Entscheidungen analysieren und mögliche Argumentationslinien für strittige Fälle vorschlagen.

d) Vermeidung von Steuerhinterziehung

  • Erkennung von Steuerbetrug: KI kann verdächtige Muster (z. B. ungewöhnliche Transaktionsvolumina oder Offshore-Bewegungen) erkennen, die auf Steuerhinterziehung hindeuten.
  • Unterstützung bei der Geldwäschebekämpfung: KI kann Daten aus internationalen Finanztransaktionen analysieren, um Verdachtsmomente zu identifizieren.


2. Zukünftige Entwicklungen im Steuerrecht in Zusammenhang mit KI

a) Echtzeit-Steuerberechnung

  • Zukünftig könnten KI-Systeme Steuerberechnungen in Echtzeit durchführen, z. B. während Transaktionen oder Gehaltsabrechnungen. Dies könnte Steuerpflichtigen dabei helfen, ihre Steuerlast in Echtzeit zu optimieren.

b) Automatisierte Steuerregelwerke

  • Durch KI könnte es möglich werden, Steuerregelwerke in maschinenlesbare Codes zu übersetzen. Dies würde dazu führen, dass steuerliche Regelungen automatisch auf die individuellen Daten von Steuerpflichtigen angewandt werden.

c) Personalisierte Steuerberatung

  • KI-gestützte Plattformen könnten Steuerpflichtigen maßgeschneiderte Beratungen anbieten, die auf deren individuellen Lebensumständen und finanziellen Daten basieren.

d) Internationalisierung und Harmonisierung

  • KI könnte die Harmonisierung internationaler Steuervorschriften vorantreiben, indem sie Unterschiede in den Steuerregelungen verschiedener Länder analysiert und standardisierte Lösungen vorschlägt.

e) Einsatz von Predictive Analytics

  • KI könnte anhand historischer Daten Vorhersagen treffen, z. B. über zukünftige Steuerbelastungen, Prüfungsrisiken oder die Auswirkungen gesetzlicher Änderungen auf Unternehmen und Privatpersonen.

f) Intelligente Steuerprüfung

  • Zukünftig könnten Steuerbehörden verstärkt auf KI-gestützte Tools setzen, um Steuerpflichtige mit hohem Risikopotenzial präziser und effizienter zu überprüfen.

g) Vollständige Automatisierung bestimmter Prozesse

  • KI könnte viele Routinetätigkeiten in der Steuerberatung und Steuerverwaltung übernehmen, z. B. die Kommunikation mit Steuerpflichtigen, die Bearbeitung von Rückfragen oder die Ausstellung von Bescheiden.


3. Herausforderungen und Risiken

a) Rechtliche und ethische Fragen

  • Haftung bei Fehlern: Wenn KI fehlerhafte Steuerberechnungen oder Empfehlungen liefert, ist unklar, wer dafür haftet – der Entwickler, der Steuerberater oder der Steuerpflichtige.
  • Datenschutz: Die Nutzung von KI im Steuerrecht erfordert die Verarbeitung sensibler steuerlicher und finanzieller Daten. Strenge Datenschutzregelungen, wie die DSGVO, müssen dabei eingehalten werden.

b) Akzeptanz durch Steuerpflichtige und Berater

  • Es besteht die Gefahr, dass Steuerpflichtige und Steuerberater KI skeptisch gegenüberstehen, insbesondere wenn sie das Gefühl haben, von automatisierten Systemen überwacht oder benachteiligt zu werden.

c) Technologische Herausforderungen

  • KI-Modelle müssen regelmäßig aktualisiert werden, um den Änderungen im Steuerrecht gerecht zu werden.
  • Die Integration von KI in bestehende Systeme der Finanzverwaltung und Steuerberater könnte komplex und kostenintensiv sein.

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© Rechtsanwalt Dipl.-Ing. Michael Horak, LL.M.2002